Der Kaufmann Heinrich Carl Graf von Schimmelmann hatte in den Wirren des
Siebenjährigen Krieges ein stattliches Vermögen angehäuft. Als Eigentümer des
Gutes Ahrensburg, das er 1759 erwarb, und Erbauer des Wandsbeker
Gutes entwickelte er schnell eine Vorliebe für
standesgemäße Repräsentation und begann, Experten aller Art um
sich zu sammeln: Gewandmeister, Silberschmiede, Büchsenmacher. Und
auch mit einem exzellenten Brauer und Brenner wollte er seine Güter schmücken. Wie durch Zufall traf Schimmelmann in Dresden auf den jungen Samuel Ernst Helbing, Sohn einer Familie von Schnapsbrennern und Brauern. Schimmelmann bot Helbing den Posten am Gut Ahrensburg an, dieser akzeptierte. Im Norden angekommen, erhielt Helbing die Aufgabe, einen typisch norddeutschen Schnaps zu brennen, etwas besonders Geschmackvolles, Mildes. Auf der Suche nach regionalen Aromen stieß Samuel Ernst Helbing rasch auf den Kümmel. Zudem wurde er bei Schimmelmann
Pächter des mit Brau- und Brennrechten ausgestatteten Gutes Wandsbek,
welches später in seinen Familienbesitz übergehen sollte. Mit Rücksicht
auf die Damen stellte er den neuen Schnaps mit einer Trinkstärke von 35
Prozent her. Als diese Kümmelspirituose die Lippen der Damen benetzte,
war man auch im feinen Hamburg entzückt und die Erfolgsgeschichte der
Kümmelspirituose begann.
Johann Peter Hinrich Helbing erlernte das Handwerk seines Großvaters Samuel
Ernst und eröffnete am 14. Februar 1836 in Wandsbek seine eigene „Helbingsche
Dampfkornbrennerei“. Er entwickelte die Rezeptur seines Großvaters weiter und
perfektionierte sie bis sein Qualitätsanspruch derart befriedigt war, dass er
sich dazu entschied, dem Destillat seinen eigenen Namen zu verleihen: Helbing
Kümmel. Schließlich war es sein Sohn Christoph Heinrich Helbing, dem es gelang,
die Firma zu atemberaubender Größe auszubauen und den Namen Helbing als
Qualitätsbegriff in ganz Deutschland zu manifestieren.
Jenes Qualitätssiegel galt übrigens nicht nur für
den Kümmel, sondern ebenso für weitere Helbing-Spirituosen,
zum Beispiel einen Aquavit, der aus dem sich vergrößernden
Portfolio erwachsen war. Nach Christoph Heinrichs Tod stellte
sich seine Witwe Sophie Margarete an die Spitze des Unternehmens
und machte es zum größten Spirituosenunternehmen des deutschen
Kaiserreichs mit Filialen in Paris, London und Liverpool.
Der Kümmel aus dem Hause Helbing ist seitdem ein ständiger
Begleiter in norddeutschen Top-Gastronomien. Außerdem begeistern
sich in den vergangenen Jahren zunehmend jüngere Erwachsenen
in Szene-Gastronomien für die authentische Traditionsspirituose
aus Hamburg. Spätestens damit hat sich Helbing vom Schnaps zum Statement
entwickelt: für Heimatverbundenheit, für Bodenständigkeit, für seine Herkunft Hamburg.